Stadtteilchen und Wunschnachbarn

Verglichen mit anderen deutschen Großstädten wie Berlin, Freiburg, Hamburg und Stuttgart gibt es in Köln noch vergleichsweise wenige Baugruppen-Projekte. Doch seit im November 2015 die Notarverträge unterschrieben wurden, ist moderne stadt überzeugt, dass die Baugruppen im Clouth-Quartier eine Erfolgsgeschichte werden. Dabei ist die Planung mit Baugruppen weder einfach noch schnell und auch nicht bis ins Detail vorhersehbar – es gehört also auf allen Seiten schon eine achtbare Menge Mut, Durchhaltevermögen und Lust auf den Diskurs dazu. Doch im Clouth-Quartier werden 12 Prozent der Wohnungen von Baugruppen geschaffen sein, Köln holt also auf.

Auch wenn es bestimmt nicht der einfachste Weg ist, Eigentümer einer Wohnung zu werden, ist das Erlebnis des gemeinschaftlichen Planens, Bauens, Wohnens und Lebens für den einzelnen, für die Gruppe und sicher auch für das Quartier ein großer Gewinn.

INFOBOX
Bauherr
Zehn Baugruppen davon eine Genossenschaft
Nutzung: Wohnen
Architekturverschiedene Architekten
Fertigstellung2016
Baubeginn2015
AdresseJosefine-Clouth-Straße 50733 Köln-Nippes

Das kleine Quartier

Das Clouth-Quartier entsteht mitten in Nippes, einem gewachsenen und lebendigen Stadtteil direkt an der Grenze zu Innenstadt. Nicht als eine Insel gedacht, sondern mit dem deutlichen Wunsch einer Vernetzung mit seinem Umfeld geplant. So nutzt das Quartier die vielfältige Nahversorgungsstruktur an der Neusser Straße, die von einer wachsenden Zahl traditioneller, lokaler und junger Läden, Manufakturen und Cafés in den Seitenstraßen auf charmante Weise ergänzt wird. Im engeren Umkreis gibt es zahlreichen Bildungs-, Sport- und Freizeitangebote, in der direkten Nachbarschaft sogar zwei Kindertagesstätten. Die sorgsam angelegten Freiräume in dem 14,5 Hektar großen Gelände bilden ein grünes Gerüst für ein lebenswertes Stadtquartier. Das Herzstück, der große, grüne Quartiersplatz an der Halle 17 bietet vielfältige Spiel- und Bewegungsangebote für Klein und Groß. An dieser Stelle entsteht mit der Durchwegung, die Teil des Rad- und Fußwegs zwischen Blücherstraße und Johannes-Giesberts-Park ist, auf ganz informelle Weise ein Ort der Begegnung. So rücken Nippes und Riehl an dieser Stelle endlich zusammen, denn auch Riehl bietet mit dem Zoo und der Flora und der Lage am Rhein attraktive Ziele in nächster Nähe.

Über die Innere Kanalstraße sind die Autobahnen A1, A3 und A4 in kürzester Zeit erreichbar. Die Haltestellen der Straßenbahnlinien 12, 15 und 16 sowie zahlreiche Bushaltestellen sind nur wenige Gehminuten entfernt. Unmittelbar östlich der Halle 17, dem Herzstück des Clouth-Quartiers bilden die zehn Baugruppen ihre eigene kleine Lage aus

Für die Organisation des Vergabeverfahrens ging die moderne stadt eine Kooperation mit dem Haus der Architektur Köln (hdak) ein, das sich als Plattform in diesem Zusammenhang bereits eine große Expertise erarbeiten konnte. 25 Baugruppen bewarben sich im November 2013 auf die acht Grundstücke, die ihnen in zentraler Lage östlich der Halle 17 angeboten wurden. In dem zweijährigen vom hdak strukturierten und moderierten Prozess, der bundesweit mit großer Aufmerksamkeit verfolgt wurde, wurden die Anforderungen von einer ersten formalen Prüfung bis zur Vorlage eines differenzierten Raumprogramms stufenweise erhöht, bis eine unabhängige Jury aus den verbleibenden 20 Gruppen acht (plus zwei Nachrücker) ausgewählt hat, die nun Teil des großen Ganzen auf Clouth werden. In den von ihnen geplanten acht Mehrfamilienhäusern werden in 79 Wohnungen 250 Menschen ein neues Zuhause finden. Darüber hinaus entsteht, da es sich um die erste echte Konzeptvergabe in Köln gehandelt hat, auch ein gesellschaftlicher Mehrwert, von dem das gesamte Quartier profitieren wird. Es klingt schon in den Namen der Gruppen an, achtBar, Wunschnachbarn oder HerzClouth, dass die Idee des gemeinschaftlichen Wohnens hier wirklich gelebt werden soll.

So sind in allen Baugruppen Gemeinschaftsräume geplant, die je nach Konzept für soziale oder kulturelle Aktivitäten genutzt werden können, einige Gruppen haben generationenübergreifendes Wohnen geplant, andere ein Konzept mit außergewöhnlichen ökologischen oder sozialen Standards entwickelt. Gestalterische Vielfalt werden die Baugruppen auch dadurch zeigen, dass jede von ihnen ein anderes Kölner Architekturbüro mit der Planung beauftragt hat.

Wegen der guten Qualität der Bewerbungen empfahl die Jury der modernen stadt ein weiteres Grundstück im Clouth-Quartier an Baugruppen zu vergeben. So konnten die beiden Nachrückergruppen ein Grundstück an der Xantener Straße erwerben und werden dort 26 Wohnungen bauen. Ein interessanter Mehrwert für beide Seiten ist der Erhalt und die Nutzung des unter Denkmalschutz stehenden Pförtnerhäuschens mit dem markanten Flugdach, das saniert und als vielfältig bespielbarer Gemeinschaftsraum in die Konzepte der Gruppen integriert wird.

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